Laufreise Venedig
Erst im zweiten Anlauf hat es geklappt!
Bereits 2020 standen die Läufe (10 km und Marathon) im SVG-Laufkalender. Aber wie so Vieles ist auch dieser Event dem Covid-19-Virus zum Opfer gefallen. Leider waren Einige nicht mutig genug und so haben sich zehn ganz Unerschrockene dem zweiten Anlauf gestellt und niemand hat es bereut!
Am Freitag, 22.10.21, fuhren wir in zwei Gruppen nach Venedig. Völlig stressfrei (kein Stau, keine Kontrollen oder Ähnliches) sind wir in Mestre (Venedig Festland) angekommen. Dort findet die Marathon-Messe statt. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben sich auch hier bestätigt, von einer Marathon-Messe keine Spur mehr. Bei der Abholung der Startunterlagen waren wir doch sehr über das Design, die Qualität und die Größen der Marathon-/10km-Shirts enttäuscht. Damit kann man sich nicht in der Öffentlichkeit zeigen! Schade, sehr schade…
Nach dem Besuch der Messe, sind wir per Tram bzw. Zug nach Venedig „rübergefahren“. Sofort zieht einen diese Stadt in den Bann.
Das Hotel war schnell gefunden und der Check-in lief problemlos.
Den ersten Abend genossen wir im Ristorante Ribot. Danke Michaela für die Idee mit der Fisch-Vorspeisenplatte – ein Genuss! Der Aperol Spritz gehört zu Venedig wie der Markusplatz. Also haben wir in einer kleinen Bar noch das Kultgetränk genossen und es sollten in den nächsten Tagen/Abenden noch mehr werden!
Für Samstag stand eine Stadtführung auf dem Plan. Eine Kombination aus klassischer Führung mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, aber mit der Besonderheit „Auf den Spuren der Romane bzw. der Verfilmungen von Donna Leons Commissario Brunetti“.
Los ging es mit Fiona (Stadtführerin) um 09:00 h vom Hotel. Erster Stopp war die Frari-Kirche (Franziskaner). Eine der größten und bedeutendsten Kirchen in Venedig. Vor dort ging es durch die engen Gassen von Venedig zum Canal Grande, der Hauptverkehrsader von Venedig. Ganz klassisch ließen wir uns mit einer Gondel auf die andere Seite übersetzen.
Hier dann der erste Kontakt zu Brunetti, Blick auf die berühmte Dachterrasse aus der Serie, wo immer die Abendessen der Familie Brunetti mit Blick auf den Canal Grande zelebriert werden. Leider ist diese wegen Renovierung derzeit für Besucher geschlossen. Nächstes Highlight war die Oper „La Fenice“. Hier spielt die Handlung vom ersten Roman "Venezianisches Finale".
Weiter über den Markusplatz und über die Ponte de la Guerra wechselten wir von San Marco nach Castello. Geradeaus geht es zum Campo Santa Maria Formosa. In der Verfilmung Acqua Alta (Hochwasser) erhält Brunetti auf dem Platz von einer Architektin interessante Details über den hoch gesicherten Palazzo des launenhaften Kunstsammlers La Capra.
Für einen Besuch in der traditionellen Pasticceria Rosa Salva hat leider die Zeit nicht gereicht. Gerne hätten wir eines der süßen Teilchen, welche Brunetti so liebt, probiert. Nächstes Mal vielleicht?
Die Questura (Polizeistation/Behörde) nahe der alten Bücherei befindet sich am Campo San Lorenzo mit der gleichnamigen Brücke. Hier befindet sich die Questura aus den Romanen von Donna Leon. Die echte Questura wollte scheinbar nicht als Filmlokation herhalten. Die Questura aus den Filmen ist aber gleich um die Ecke. Hier war die Enttäuschung sehr groß! Ein eher unscheinbarer Platz, der in den Verfilmungen aber eine wesentliche Rolle spielte. Das Haus von Marco Polo lag irgendwie auf unserem Weg, also haben wir dort auch noch kurz einen Stopp gemacht. Auf Vorschlag von Fiona, haben wir auf der Dachterrasse der ehemaligen deutschen Handelsniederlassung „Fondaco dei Tedeschi („Lagerhaus der Deutschen“) kostenfrei (!) reserviert. Der Besucher hat genau 15 Minuten Zeit, um die herrliche Aussicht auf Venedig, den Canal Grande und die Rialtobrücke zu genießen. Wir hatten mega Glück mit dem Wetter und haben die 15 Minuten in vollen Zügen genossen.
Am Ende der Stadtführung sind wir noch über die Rialtobrücke geschlendert und zur Piazza San Giacomo gegangen. Nach dem Mittagessen sind wir mit der Linea 1 (eine der ganz wichtigen Linien der Vaporetti (italienischer Name für Wasserbusse) in Venedig) einmal fast komplett den Canal Grande „abgefahren“. Hier herrscht wie üblich ein dichtes Gedränge aber man sieht viele der schönen Palazzi von Venedig. Am Markusplatz sind wir ausgestiegen und an der Promenade entlang gegangen. Auf dem Rückweg zum Hotel kam fast noch Hektik auf, denn wir mussten noch für das Frühstück einkaufen. Leider gab es im Hotel erst ab 7 h Frühstück, der Transport zum Start fand aber wesentlich früher statt. Deshalb galt es noch für das individuelle Frühstück zu sorgen. Abendessen im Casa Bonita in Cannaregio – lecker!
Sonntag (Lauftag)
Nach dem individuellen Frühstück ging es für die 10km-Teilnehmer und die beiden Marathonis getrennt in Richtung Tronchetto. Hatten wir noch überlegt wo wir langgehen müssen, hatte sich das schnell erledigt. Immer den Läufern hinterher, alle gehen zum Bus. Warum? Der Start zum 10km-Lauf bzw. für den Marathon findet nicht in Venedig, sondern außerhalb statt. Der 10er startet in Mestre und der 42er in Stra. Bedeutet also für die Organisation, dass alle Läufer via Bus zum jeweiligen Start transportiert werden müssen. Alles war perfekt organisiert.
Die 10km Läufer werden um 8:30 h auf die Strecke geschickt, das Hauptfeld der Marathonis startet um 9:40 h.
10km Lauf
Der Bustransfer zum 10km Start war schnell (zu schnell) erledigt. In der Folge standen die Läufer/innen sehr lange im Startbereich und es war kalt, ziemlich kalt. Endlich erfolgt der Start, aber aufgrund der großen Menge der Teilnehmer, ging es erst einmal kaum voran. Zwischen den Läufern hatten sich viele Walker und Nordic-Walker eingereiht, was eine echte Herausforderung war. Erst als die große Brücke nach Venedig erreicht war, ging es etwas besser. Aber auf der Brücke machte nun der Wind den Lauf eher unangenehm. Besser wurde es erst als Venedig erreicht war. Die Sonne war nun angenehm und das Läuferfeld wurde „aufgewärmt“. Bei den 13 Brücken kam es aber wieder zum Stau. Es waren einfach zu viele Teilnehmer für diese Strecke. Die Zuschauer feuerten nach Kräften an. Die „Schleife“ über den Markusplatz war sicher das highlight der Strecke. Als Petra, Erna und Tom über den Markusplatz liefen, läuteten genau in diesem Moment die Glocken. Das hat schon was! Vom Markusplatz ist es dann nicht mehr weit zum Ziel. Hier angekommen herrschte leider wieder ein unendliches Gedränge. Nachdem alle „unsere“ Läufer/innen angekommen waren, ging es mit dem Vaporetto zurück zum Hotel.
Grundsätzlich ein schöner Lauf, aber leider zu viele Teilnehmer.
42km Lauf
In Stra angekommen, haben die Läufer vom Bus aus noch etwa einen Kilometer zum Startplatz vor der pittoresken Villa Pisani, zu gehen. Auf der Wiese vor der zum Museum umfunktionierten Villa oder im dahinterliegenden Park können sich die Läufer auf den Lauf vorbereiten und sich warmhalten, denn man ist aufgrund der besonderen logistischen Situation sehr früh hier angekommen und es ist doch recht frisch.
Grundsätzlich geht es sehr entspannt zu. Nur die Dame mit der permanenten Durchsage die Zielbeutel jetzt abzugeben, nervt. Geschätzt 4000 Läufer/innen reihen sich in die Startblöcke ein.
Die Italiener singen zum Start die Nationalhymne, schon irgendwie ergreifend. Dann fällt der Startschuss und alle (!) Startblöcke setzen sich gleichzeitig in Bewegung. Hoffentlich geht das gut, wenn sich später die ganze Masse durch die engen Gassen quälen. Aber es bestand kein Grund zur Sorge, das Feld hat sich sehr schnell auseinander gezogen und wir konnten entspannt unseren Lauf beginnen.
Vor den Läufern liegen zunächst nun gut zwanzig vollkommen flache Kilometer immer an der Brenta oder dem Brenta-Kanal entlang. Die Strecke führt durch eine liebliche, von den Organisatoren als "magic" beschriebene Landschaft und viele hübsche Dörfer und historische Ortschaften. Während in den Gemeinden die Glocken läuten und die Menschen in die Kirche gerufen werden, locken die Klänge zahlreicher Rockbands Zuschauer an die Strecke. An diesen dörflichen Hotspots herrscht eine fröhliche Stimmung und es ist richtig was los; dazwischen aber wird es ruhig, ja fast besinnlich.
Fiesso D'Artico, Dolo, Miro, Oriago und Malcontenta heißen diese schmucken Dörfer, und schneller als man denkt, nähert man sich auf dem sehr gut zu belaufenden Kurs der Halbmarathonmarke. Bei Kilometer 19 allerdings gibt es einen ersten Wachrüttler, eine recht hohe Straßenbrücke stellt sich in den Weg. Wer mag, kann bei der ersten Brücke, die zu überlaufen ist, ein stilles Herunterzählen beginnen. Insgesamt sind es vierzehn Brücken, die sich den Läufern in den Weg stellen werden. Die Erste bei Kilometer 19, die meisten aber auf den letzten fünf Kilometern, wenn die Marathonis die Altstadt von Venedig erreichen.
Danach werden die zum Gebiet Venedigs gehörenden Stadtteile Marghera und Mestre durchlaufen. Es wird für die nächsten knapp zehn Kilometer städtischer, belebter, lauter, noch kurzweiliger. Da tut es der feinen Atmosphäre auch keinen Abbruch, dass eine kurze Passage durch ein Gewerbegebiet führt. Hat das Feld die Altstadt von Mestre passiert, kann der Brückencountdown weiter heruntergezählt werden, denn eine Fußgängerüberführung muss genommen werden, um bei km 28 in den San-Giuliano-Park zu gelangen.
Man kurvt nun für drei Kilometer durch die Grünanlage, bevor die "Brücke der Freiheit" erreicht wird, die das Festland mit Venedig verbindet. Der Ponte della Libertà, für Autos, Fußgänger und Eisenbahn angelegt, zieht sich schnurstracks über vier Kilometer durch die Lagune, erscheint manchem Läufer endlos und ist eine echte Herausforderung. Es gibt keine Zuschauer; dafür hupen die Autofahrer. Unergründlich ob genervt oder als Anfeuerung. Die Züge, welche im engen Takt von oder nach Venedig fahren, pfeifen auch was das Zeug hält.
Mit einem Rechtsschwenk kurz vor km 38 werden dann die Insel und der Hafen erreicht. Jetzt beginnt das schwerste Stück des Marathons. Noch rund zehn Brücken von meist geringer Höhe, die zuweilen kaum hundert Meter auseinanderliegen, müssen überlaufen werden.
Eigentlich wäre Treppensteigen angesagt, aber eigens für die Läufer hat man Holzrampen aufgestellt, die ein (einigermaßen) flüssiges Laufen möglich machen.
Das große Finale erwartet die Marathonis an der zuschauergesäumten Uferpromenade mit Blick über die Lagune und auf die Nachbarinseln Guidecca und San Giorgio Maggiore, mit der Querung des Canal Grande (Lauf auf der 166m langen Pontonbrücke, welche eigens nur für die Läufe aufgebaut wird) sowie mit dem Lauf über den Markusplatz.
Dort wurde eine Schleife durch die Zuschauermassen gelaufen, was den absoluten Höhepunkt des Marathons darstellte.
Zurück am Wasser ging es weiter über die letzten Brücken Richtung Ziel, dort bekamen wir unsere schönen Medaillen. Auch gab es die Kleiderbeutel zurück.
Für den Rücktransport der Teilnehmer war gut gesorgt. Vom Ziel aus fuhren die Wasserbusse wieder Richtung Tronchetto.
Fazit: Die Versorgung auf der Strecke war in Ordnung, die Organisation sehr, sehr gut und die Unterstützung durch die Zuschauer an der Strecke weltklasse. Das Wetter perfekt! Wiederholung? Ja sicher!
Für den Nachmittag stand bei den 10km-Läufern noch der Dogenpalast auf dem Programm. Die beiden Marathonis sind zurück zum Hotel und hier war ausruhen angesagt.
Beim Abendessen in der Osteria La Lanterna da Gas haben wir unsere Erfolge gefeiert.
Am Montag stand noch die Markusbasilika für diejenigen auf dem Plan, die noch nie in Venedig waren.
Die Warteschlange war für venezianische Verhältnisse kurz und schnell war man in der Kirche.
Dann mussten wir leider Venedig schon wieder verlassen und die Rückfahrt antreten. Auch hier lief alles ohne Probleme.
Eine tolle Reise, eine nette Gruppe, tolles Wetter, gutes Essen und eine Stadt (fast) ohne Touristen. Was will man mehr!