11.09.2016 Great North Run

Susan und John laufen für den guten Zweck!

05. Okt
2016

Mit fast 60.000 Teilnehmern ist der Great North Run („The World’s Favourite Run“) im Norden Englands einer der bedeutendsten uGreat North Runnd beliebtesten Halbmarathons der Welt. Er wurde von Brendan Foster, Dritter über 10.000 m bei den Olympischen Spielen 1976 und nun Sportkommentator bei der BBC, ins Leben gerufen und fand zum ersten Mal mit ca. 12.000 Läufern im Jahre 1981 statt. Seitdem ist die Anzahl der Teilnehmer aus fast allen Ländern der Welt stetig angestiegen; heuer waren 59.000 Läufer angemeldet. Die allermeisten davon laufen für einen karitativen Zweck. Die Strecke führt von Newcastle upon Tyne über Gateshead und South Tyneside nach South Shields an der Nordseeküste.

Ich (Susan King) komme ursprünglich aus Newcastle upon Tyne und unsere Tochter Lisa wohnt und arbeitet derzeit in dieser tollen Stadt. Mein Mann John hatte 2015 zum ersten Mal am Great North Run teilgenommen und Lisa (die bis dahin noch nie gelaufen war) war von der unglaublichen Atmosphäre so angetan, dass sie beschlossen hatte, sich für 2016 anzumelden. „Wenn du dich nächstes Jahr anmeldest, melde ich mich auch an,“ habe ich ihr am Jahresende gesagt – wohlwissend, dass jährlich ca. 100.000 Anmeldungen eingehen und dass die Chance, einen der begehrten Plätze zu ergattern, nicht sonderlich hoch ist (die Plätze werden nämlich verlost).

Wir erhielten aber alle im Februar die überraschende Nachricht, dass wir für den GNR 2016 fest angemeldet waren. John, Lisa und ich beschließen, als „Team Caroline“ für die Sir Bobby Robson Foundation im Namen meiner an Krebs verstorbenen Schwester zu laufen. Diese Stiftung wurde von dem bekannten Fußballtrainer Sir Bobby Robson (ehemaliger Trainer von Newcastle United und England) kurz vor seinem Tod gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, Geld für die Krebsforschung und -behandlung, vor allem bei Kindern, zu sammeln.

Nachdem Lisa und ich Anfang Juli die „Generalprobe“ am wesentlich kleineren Great North 10k-Lauf erfolgreich absolviert hatten, flog ich mit John am 8. September erneut nach Newcastle, um meinen ersten Halbmarathon zu laufen. Da ich über den Sommer fleißig im Höger Forst trainiert hatte war ich recht zuversichtlich, die Strecke gut meistern zu können, aber in Anbetracht der großen Teilnehmerzahl trotzdem etwas nervös.

Das ganze Wochenende des Halbmarathons dreht sich in Newcastle alles um den Great North Run. Am Samstag vor dem Halbmarathon finden die Great North City Games mit vielen bekannten Athleten am Ufer des Flusses Tyne statt: nebenan gibt’s für die Läufer eine „Pasta Party“ mit kostenlosen Pasta-Gerichten, und im Stadtzentrum zieht ein „Street Food Market“ mit Spezialitäten aus aller Welt viele Besucher an. Wir haben uns natürlich zu Mittag mit Pasta und anderen Spezialitäten vollgestopft; als Zugabe gab’s dann abends Linguine mit Lachs und Zitrone bei der Lisa zu Hause.

Am Sonntag, dem 11. September war es dann soweit! Nach dem Frühstück holte uns ein Freund der Familie um 9.15 Uhr mit dem Auto ab und fuhr uns bei recht warmem, sonnigem Wetter Richtung Start-Bereich, der sich übrigens über einen Kilometer erstreckt. Gestartet wird auf der Stadtautobahn durch Newcastle, die (samt einigen anderen Hauptstraßen in der Region) am Vormittag für den Verkehr gesperrt war. Wir sind mit Tausenden anderen Läufern ein paar Kilometer durch den Exhibition Park gegangen und haben unsere Rucksäcke mit warmen Klamotten und Proviant in den dafür bestimmten Bussen deponiert, damit sie zum Ziel gebracht werden konnten. Da wir alle in verschiedenen Blöcken (entsprechend der jeweilig geschätzten Laufzeit) gestartet sind, haben wir unterschiedliche Busse aufsuchen müssen. Danach hatten wir nur noch Zeit, sich schnell voneinander zu verabschieden und die Toiletten aufzusuchen – bei so vielen Menschen leichter gesagt als getan! – bevor wir uns in den Startblöcken einfinden mussten.

John durfte recht weit vorne starten, Lisa ziemlich in der Mitte und ich erst im allerletzten Block ganz hinten, da ich bei der Anmeldung eine recht bescheidene Laufzeit angegeben hatte. In allen Blöcken konnte man der Live-Berichterstattung von der BBC an großen Leinwänden verfolgen. Nach einer Massenaufwärmung sind die Rollstuhlfahrer gestartet, gefolgt zunächst von den weiblichen, dann den männlichen Weltklasseathleten, darunter zum 3. Mal in Folge der mehrfache Olympiasieger Mo Farah. Dann erst startete das Hauptfeld, darunter viele kostümierte Läufer. Die Atmosphäre war einfach einzigartig – sogar das bekannte Kunstflugstaffel die Red Arrows flog kurz nach dem offiziellen Start über die Stadt!

Ich musste im hinteren Startblock allerdings noch 40 Minuten warten, bis ich die Startlinie überqueren durfte. Die ersten paar Kilometer gehen auf der Stadtautobahn herunter Richtung Tyne Bridge, einem Wahrzeichen der Stadt; nachdem man diese berühmte Brücke überquert hat geht’s auf der Südseite des Flusses durch die Stadt Gateshead zur Küste. Überall stehen Zuschauer am Straßenrand und bieten den Läufern Leckereien wie die berühmten „Jelly Babies“ (Süßigkeiten) und sogar selbstgebrautes Bier an. Daneben sind 13 „Bands on the Run“ über die Strecke verteilt, die die Stimmung mit Live-Musik weiter anheizen. Am Ziel kann man sich auf eine atemberaubende Flugvorführung von den Red Arrows freuen. Da kann es einem gar nicht langweilig werden!

Nachdem ich (etwas zu) schnell gestartet war und die Tyne Bridge in einer Bombenzeit überquert hatte, war mir klar, dass ich zwischen zwei Optionen wählen musste: entweder mich weiterhin durch viele langsamere Läufer durchschlängeln und dabei unnötig Energie verschwenden oder mich einfach entspannen und den Lauf genießen. Da ich mir inzwischen ziemlich sicher war, unter einer Laufzeit von 3 Stunden (mein Minimal-Ziel) zu kommen, kam ich schnell zur Entscheidung, dass ich dieses Großereignis einfach genießen wollte – und das habe ich dann auch in vollen Zügen getan.

Zwar habe ich fast dreimal so lange wie Mo Farah für die Strecke gebraucht, lief aber dafür glücklich und stolz auf meine Leistung nach knappen 3 Stunden durchs Ziel. Die Medaille wurde natürlich als Erstes geholt; dann habe ich meinen Bus aufgesucht, um den Rucksack zu holen, bevor es weiter ins „Charity Village“ ging, wo alle Wohltätigkeitsorganisationen ihre Zelte aufgebaut hatten, um „ihre“ Läufer nach dem Lauf zu versorgen. Im Zelt der Sir Bobby Robson Foundation hatten sich John, Lisa und andere Freunde und Bekannten eingefunden und wir haben uns bei Tee, Kuchen usw. ausgetauscht. Tochter und Mann waren mit ihren jeweiligen Laufzeiten ebenfalls zufrieden, bestätigten aber auch, dass es wegen der Menschenmengen fast unmöglich ist, bei dieser Strecke eine Top-Zeit zu laufen.

Da am Ziel so viel los war, hatten wir im Vorfeld beschlossen, bei den Eltern von Lisas Freund Mike, die etwa 3 Kilometer vom Ziel entfernt wohnen, in Ruhe zu duschen. So mussten wir einen weiteren längeren Fußweg in Kauf nehmen, bevor wir uns umziehen konnten. Der restliche Nachmittag wurde im Pub (wo sonst?) und dann beim Italiener in South Shields verbracht, bevor wir abends mit dem Taxi zurück nach Newcastle gefahren wurden. Dort angekommen haben wir festgestellt, dass wir in den vergangenen 12 Stunden zusätzlich zur Halbmarathon-Strecke noch gute 10 Kilometer gegangen waren! Trotz unserer großen Müdigkeit überwog aber der Stolz, für die Sir Bobby Robson Foundation ca. €1.500 an Spenden gesammelt zu haben. Diesen besonderen Tag werden wir nie vergessen! (Bericht: Susan King Bild: © Sir Bobby Robson Foundation)