Reisebericht Kilimajaro Teil 5 Vom Big Tree Camp zum Shira 2 Camp / Tagesberichterstatter Hermann (Sir Edmund)

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Nach einer relativ ruhigen Nacht wird es gegen 5 Uhr früh kurz laut, als eine Herde Affen im Wald draußen vor den Zelten vorbeizieht. Gegen 6 Uhr kommt dann allgemein Bewegung ins Zeltlager, überall sind wieder Reisverschlüsse zu hören und die ersten von uns beginnen auch schon zu singen. Unsere ‚Waiter’ bringen pro Zelt eine kleine Schüssel Wasser für die kleine Wäsche am Morgen. Wir packen unsere Schlafsäcke und Iso - Matten zusammen, machen das Gepäck für die Träger fertig und gehen frühstücken in unser Zelt.

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Tag 4 auf der Lemosho Route zum Camp Shira 2

Das Frühstück ist sehr gut, Toast, Eier, Wüstchen, Griesbrei und Schwarzer Tee. Wir hauen kräftig rein und brechen dann um kurz nach 8 Uhr auf, da wir einen langen Marschtag vor uns haben. Wir müssen heute 14 Kilometer und 1050 Höhenmeter zum Shira 2 Camp auf 3.850 m Höhe. zurücklegen.

Die erste Stunde marschieren wir dabei noch durch den Urwald, dann folgt fast schlagartig eine Buschlandschaft. Nach den Shira Sattel werden dann die Büsche allmählich kleiner und es folgt eine Heidelandschaft. Hinter uns sehen wir jetzt eine weite Savanne, dahinter den Mount Meru und in der Ferne bis zum Ngorongoro Krater. Und nach einer weiteren Stunde steilem Aufstieg tauchen vor uns die mächtigen Gletscher des Kilimanjaro auf.

Anfangs ist noch recht viel Betrieb auf dem Weg, aber als uns erst mal alle unsere Träger überholt haben, sind wir alleine in der weiten Landschaft, da alle anderen Gruppen schon wieder vor uns sind. Ich gehe am Ende der Gruppe und sehe plötzlich vor mir eine kleine Maus am Weg, die wie ein junges Wildschwein, also wie ein Frischling, ausschaut, genauso gestreift am Rücken. Die Gruppe lacht mich aber nur aus, als ich davon berichte und spottet, dass ich wohl schon die Höhenkrankeit hätte und fantasiere. Ein paar Tage später werden wir zu meiner Rehabilitation aber noch mehr solcher ‚Wildsau-Mäuse’ sehen.

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Lunch am Shira 1 Camp – Stärkung vor dem 2 Tagesabschnitt zum Shira Camp 2 auf 3850 m

Mittags erreichen wir das Shira 1 Camp und verzehren dort in der mäßig warmen Sonne unser Lunch Paket. Wir haben schon einige Stunden Aufstieg hinter uns und können die Stärkung gut gebrauchen. Unsere beiden Guides mahnen aber bald wieder zum Aufbruch, da wir noch ein gewaltiges Stück vor uns haben. Die Landschaft wird langsam eintönig, fast nur noch Geröll und Staub. Der Kibo thront die ganze Zeit auf unserer linken Seite und flößt uns gewaltigen Respekt ein. Wir sind mittlerweile schon auf 3.500 Mtr. angelangt, aber der Gipfel ist doch noch unglaublich höher.

Am Nachmittag überqueren wir die einzige Schotterstraße, die wir auf unserem Weg sehen sollen. Sie wurde extra angelegt, vom ‚Londorossi Gate’, bis knapp zum Shira 2 Camp hin, um Verletzte und Höhenkranke im Notfall schnell abtransportieren zu können. Wir alle hoffen aber, dass wir das nicht nötig haben werden.  

Nach weiteren Stunden Marsch, ganz langsam und bedächtig, pole pole, einer hinter dem anderen her trottend, erreichen wir erst mit Einbruch der Dunkelheit gegen 19 Uhr unser Camp auf 3850 m Höhe. Es ist nicht besonders groß, außer uns sind nicht viele andere Gruppen da, die meisten haben wohl schon am Shira 1 campiert. Mit den Stirnlampen auf dem Kopf suchen wir unser Gepäck zusammen und versuchen Ordnung im Zelt zu machen.

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In einer langen Schlange „pole, pole“ auf dem Weg zum Camp Shira 2

Horst und Petra müssen dabei feststellen, dass Ihre Taschen fehlen. Auf unsere Nachfrage hin erklärt uns Franki, dass ein Träger vermisst wird. Wir haben die letzte Stunde auf unserem Weg schon gespürt, dass irgend etwas nicht in Ordnung ist, da unsere Guides mehrmals ganz aufgeregt miteinander diskutiert haben, als uns einer unserer Träger entgegen gekommen ist. Laraa ist inzwischen schon mit einigen Begleitern aufgebrochen um den Vermissten in der Dunkelheit zu suchen.

Da wir so spät dran sind, fällt Tee und Popcorn heute aus und es gibt gleich Abendessen. Alle haben leichte Kopfschmerzen und verspüren Unwohlsein. Bei manchen kommt auch noch die körperliche Erschöpfung nach dem langen und anstrengenden Marschtag dazu. Mir persönlich geht es recht gut, ich denke noch, dass sich mein Höhentraining in München wohl doch gelohnt hat. Aber allgemein geben wir doch schon einen ziemlich maroden Eindruck ab.

Nach dem Essen aber, es gibt Erdnusssuppe und Reis mit Gemüse, schaut das Ganze schon wieder erheblich besser aus. Alle wirken wieder recht gut erholt und die Stimmung heitert sich zunehmend auf. Wir sind alle wieder zuversichtlich für den weiteren Verlauf unserer Tour. Nach dem Essen kommt Franki mit dem Verschollenen Träger ins Zelt, der mitsamt dem vermissten Gepäck in der Zwischenzeit wieder aufgetaucht ist. Frank sagt uns, dass der Träger sich verlaufen hat und dann wohl kollabiert ist und den gesamten Inhalt von Horsts und Petras Taschen auf dem Weg verstreut hat, so dass alles wieder mühsam zusammengesucht werden musste.

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Blick zurück zum Mt. Meru und bis zum Ngorogoro Krater

Es ist aber auch kein Wunder wenn da mal einer von den Trägern zusammenklappt, wenn man sieht, wie sich die abschinden müssen. Manchmal haben wir fast ein schlechtes Gewissen wenn wir das sehen, aber dann denken wir wieder, dass der Job für die Träger wohl recht einträglich ist und sie sonst auch kaum lohnende Arbeit fänden.

Da Petra und Horst aber ihr Gepäck wieder haben .und der Träger nun wie ein reuiger Sünder in unserem Zelt steht, um sich zu entschuldigen, ist die Angelegenheit für uns erledigt und wir bitten Franki eindringlich, dem Träger noch mal eine Chance zu geben und ihn nicht zu entlassen. Der arme Kerl tut uns wirklich leid.

Zum Abschluss gibt es noch das übliche Breefing, wo wir erfahren, dass auch der morgige Tag wieder sehr anstrengend werden soll, da wir auf dem Weg ins nächste Camp den Lava Tower überqueren müssen, der immerhin 4.600 Mtr. hoch ist und so schauen wir, dass wir in unsere Zelte kommen. Über uns in der kalten Nacht ein unbeschreiblich schöner Sternenhimmel. Im Hintergrund der mächtige ‚Kibogletscher’.

Hoffentlich können wir schlafen, das soll ja in der Höhe nicht einfach sein.

Fortsetzung folgt

02. März 2012